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J Wertorientierung | ||
Essay: Werte und Wertorientierung sind ein wesentliches Element von Kultur (Schwartz 2006) und können als die Vorstellungen des Wünschenswerten (Kluckhohn 1951) bezeichnet werden. Rokeach (1973) bezeichnet Werte als relativ konstante, situationsübergreifende Überzeugungen, dass eine spezielle Art des Verhaltens oder ein existentieller Zielzustand gegenüber Alternativen vorzuziehen ist; sie sind die abstrakte Grundlage von Einstellungen und Handlungen. Die Unterscheidung zwischen Selbstüberwindung (altruistische Orientierung) und Selbststärkung (egoistische Orientierung) scheint besonders für die Vorhersage des Umweltverhaltens relevant zu sein, weil hier häufig die Überwindung egoistischer Tendenzen erforderlich ist (De Groot & Thøgersen 2013, S. 146). In der umweltpsychologischen Forschung werden zusätzlich altruistische und biozentrische Werte unterschieden (De Groot & Steg 2007). Alle drei Werteorientierungen können letztlich zu umweltschonendem Verhalten führen, wenn auch aus verschiedenen Gründen (Blöbaum 2016). In der Realität wird man immer eine Mischung unterschiedlicher Wertorientierungen antreffen. Mit den Varianten sind eher moderate Verschiebungen gemeint, bei denen sich der Anteil von Personen, die diese Orientierung haben, vergrößert, und nicht ein radikaler Gesinnungswandel, der die gesamte Gesellschaft durchdringt. J1 egoistische Wertorientierung Bei einer egoistischen Wertorientierung ist in erster Linie der persönliche Vorteil ein Motiv für umweltschonendes Verhalten. Verhaltensänderungen hin zu umweltschonenderem Verhalten werden bei dieser Wertorientierung nur dann zu erwarten sein, wenn sie auch einen Vorteil für den Handelnden mit sich bringen; dieser kann finanziell sein oder sich auch in einem höheren gesellschaftlichen Ansehen ausdrücken. J2 altruistische Wertorientierung Bei einer altruistischen Wertorientierung ist in erster Linie das Wohlergehen der Gesellschaft (einschließlich zukünftiger Generationen) ein Motiv für umweltschonendes Handeln. Verhaltensänderungen hin zu umweltschonenderem Verhalten sind auch ohne finanziellen Vorteil und sogar mit gewissen finanziellen Einbußen möglich, wenn dadurch das Wohlergehen aller gesteigert wird. Das Wohlergehen von Menschen steht dabei im Konfliktfall über dem Wohlergehen von Tieren oder dem Schutz der Biosphäre. J3 biozentrische Wertorientierung Bei einer biozentrischen Wertorientierung ist in erster Linie der Schutz der Tier- und Pflanzenwelt ein Motiv für umweltschonendes Verhalten. Verhaltensänderungen hin zu umweltschonenderem Verhalten sind auch ohne finanziellen Vorteil und sogar mit gewissen finanziellen Einbußen möglich, wenn dadurch der Schutz von Tier- und Pflanzenwelt verbessert wird. Das Wohlergehen von Menschen steht dabei im Konfliktfall nicht automatisch über dem Wohlergehen von Tieren oder dem Schutz der Biosphäre. Literatur Blöbaum, A. 2006: Hemmende und fördernde Faktoren des individuellen energieschonenden Verhaltens im Kontext landschaftsverändernder und naturschutzfachlicher Konsequenzen der Energiewende. In: Demuth, B. et al. (Hrsg.): Die Energiewende im Spannungsfeld energiepolitischer Ziele, gesellschaftlicher Akzeptanz und naturschutzfachlicher Anforderungen. De Groot, J. I. M., Thøgersen, J. 2013: Values and pro-environmental behaviour. In Steg, L., van den Berg, A.E., & De Groot, J. I. M. (Eds.), Environmental psychology: An introduction: 141-152. Oxford: Wiley-Blackwell. | ||